Regionalliga Nordost
Trainer-Fazit: Knappe Siege, späte Tore
Der erste Spieltag der Regionalliga Nordost 2024/25 bot gleich eine Fülle an Dramatik, spannenden Momenten und intensiven Duellen. Eine faustdicke Überraschung gelang dem Aufsteiger F.C. Hertha 03 Zehlendorf gegen den »Liga-Dino« FSV Zwickau, der seinerseits mit der 0:5-Schlappe in Berlin ein Debakel erlitt. Und drei weitere Partien standen im Fokus, mit denen wir uns näher befassen wollen: der knappe Sieg von Hertha BSC II gegen den Greifswalder FC, der nervenaufreibende 3:2-Erfolg des FC Carl Zeiss Jena beim BFC Dynamo und der – letztlich – überzeugende 2:0-Triumph des FC Rot-Weiß Erfurt über den FC Eilenburg. Wie sehen die Trainer die Begegnungen im Rückblick, wo erkennen sie Stärken und Schwächen der Teams?
Lars Fuchs: Ein Spiel der vergebenen Halbchancen
Im Greifswalder Volksstadion trafen der Greifswalder FC und die U23 von Hertha BSC aufeinander. In einer von Taktik geprägten Begegnung gelang es den Gästen aus Berlin, durch ein Tor von Justin Rölke in der 63. Minute den entscheidenden Treffer zu setzen und einen knappen 1:0-Sieg einzufahren.
»Wir wussten, was auf uns zukommt – eine richtig gute Männermannschaft, die letztes Jahr gezeigt hat, dass sie um den Aufstieg spielen kann«, sagte Herthas Trainer Rejhan Hasanovic nach dem Match. »Wir wollten einfach unsere Struktur, unseren Fußball durchbringen, und das haben wir ein Stück weit geschafft.«
Lars Fuchs, Trainer des Greifswalder FC, gratulierte zunächst Hertha BSC II und lobte deren Spielstärke: »Erstmal Glückwunsch an eine sehr, sehr spielstarke Hertha-Mannschaft. Ich glaube, das war herausragend, was den Ballbesitz angeht.« Trotz der Niederlage zeigte er sich kämpferisch: »Wir haben echt viele Möglichkeiten gehabt, so Halbchancen... es war ein Spiel der vergebenen Halbchancen. Heute hat uns so ein bisschen die Zielstrebigkeit gefehlt, gerade auch in der Box.«
Henning Bürger: Drei Punkte in Berlin sind nicht selbstverständlich
Das Aufeinandertreffen zwischen dem BFC Dynamo und dem FC Carl Zeiss Jena im Sportforum Hohenschönhausen entwickelte sich zu einem wahren Krimi. Jena führte zur Halbzeit durch Tore der Ex-Erfurter Weinhauer und Seidemann mit 2:0. Dynamo kämpfte sich jedoch in der zweiten Halbzeit zurück und glich durch Treffer von Reher und Dadashov aus. Doch erneut Weinhauer sicherte Jena den Sieg mit seinem zweiten Tor in der 71. Minute.
Henning Bürger, Trainer des FC Carl Zeiss Jena, zeigte sich sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis und der Leistung seiner Mannschaft: »Ich bin natürlich hochzufrieden, nicht nur mit dem Ergebnis, dass man hier mit einem Sieg und drei Punkten zum Auftakt aus Berlin fährt, das ist nicht selbstverständlich. Ich bin insbesondere mit unserer Leistung sehr zufrieden.« Besonders hob er die Moral und den Einsatz seiner Mannschaft hervor: »Die Mannschaft ist hervorragend aufgetreten mit einer hohen Moral, mit vielen, vielen Metern, die richtig weh tun, aber die haben sich belohnt.«
Andreas Heraf, Trainer des BFC Dynamo, gratulierte zunächst seinem Kollegen Henning Bürger und der Mannschaft von Carl Zeiss Jena. Enttäuscht zeigte er sich über die Leistung seines eigenen Teams in der ersten Halbzeit: »Wir haben uns zweieinhalb dieser Tore eigentlich selber geschossen und waren in der ersten Halbzeit nicht auf dem Platz.« Wegen der schwachen ersten Halbzeit, so Heraf, habe es in der Pause klare Ansagen gegeben: »Wir haben gesagt, dass wir alles nach vorne werfen, dass wir mit offenem Visier jetzt versuchen müssen, das Spiel noch zu drehen.«
Fabian Gerber: Mit den Einwechslungen das Spiel an uns gerissen
Der FC Rot-Weiß Erfurt startete vor heimischer Kulisse im Steigerwaldstadion mit einem verdienten 2:0-Sieg gegen den FC Eilenburg in die Saison. Nach einer torlosen ersten Halbzeit erzielten Lars Kleiner und Ömer Uzun in den Schlussminuten die entscheidenden Treffer.
»Ich glaube, wir haben sehr gut verteidigt und waren über 90 Minuten die dominierende Mannschaft«, resümierte Erfurts Trainer Fabian Gerber. »Es klappt noch nicht alles am ersten Spieltag, aber wir sind auf einem guten Weg.« Gerber betonte die Wichtigkeit der Spielerwechsel, die die Partie entschieden: »Mit unseren Einwechslungen haben wir das Spiel auf unsere Seite gerissen. Ich muss allen fünf Spielern, die reingekommen sind, ein riesiges Kompliment machen.«
Sascha Prüfer, Trainer des FC Eilenburg, zeigte sich trotz der Niederlage dennoch zufrieden mit der Leistung seiner Truppe: »Ich denke, wir haben zwei Teams gesehen, die einen größeren Umbruch hinter sich haben. Ich bin stolz auf meine Mannschaft und dass sie hier ein riesiges Spiel gemacht haben.« Prüfer betonte, dass seine Mannschaft in der ersten Halbzeit Schwierigkeiten hatte, aber in der zweiten Hälfte besser ins Spiel fand: »In der ersten Halbzeit mussten wir viel hinterherlaufen, aber dann haben wir schlauer gespielt und besser verteidigt.«
Der BFC Dynamo muss an seiner Defensive arbeiten
Der zweite Spieltag verspricht erneut spannende Begegnungen. Der Greifswalder FC tritt beim FSV Zwickau an, wo beide Teams nach Niederlagen am ersten Spieltag auf Wiedergutmachung aus sind. Der FC Carl Zeiss Jena empfängt den F.C. Hertha 03 Zehlendorf und will die gute Form bestätigen. Der FC Rot-Weiß Erfurt reist mit Selbstvertrauen zu Viktoria Berlin, während der BFC Dynamo beim SV Babelsberg 03 auf den ersten Sieg der Saison hofft.
Die Mannschaften haben ihre Aufgaben klar vor Augen: Greifswald muss seine Chancenverwertung verbessern, Jena will den Schwung aus dem ersten Spiel mitnehmen, Erfurt strebt nach Konstanz und Dynamo muss vor allem an der Defensive arbeiten, um unnötige Fehler zu vermeiden. Wir können uns jedenfalls auf ein weiteres aufregendes Fußballwochenende in der Regionalliga Nordost freuen.
Neue »Kapitänsregel« wird offenbar angenommen
Und nicht nur nebenbei bemerkt: Wer einige der Begegnungen am vergangenen Wochenende ansehen konnte, der wird festgestellt haben, dass sich die Teams offenbar gut auf die neue »Kapitänsregel« eingestellt haben. Echte »Rudelbildungen« gab es nicht auf den Plätzen zu sehen. Der Kapitän des BFC Dynamo, Chris Reher, bestätigte auf Nachfrage, dass die auch vom NOFV konsequent angewandte Regelung angenommen wird. »Ja, ich denke, das hat heute eigentlich ganz gut funktioniert«, kommentierte er nach der Partie gegen Jena und schob nach, dass er hofft, dass die Bestimmung in der Praxis »nicht allzu kleinlich ausfällt«. Reher erinnerte daran, dass Emotionen im Spiel sind. »Aber das sollte sich im Rahmen bewegen und ich glaube, so wie das heute abgelaufen ist, war das in Ordnung.«
Text und Fotos: Holger Elias