Regionalliga Nordost
Regionalliga Nordost: Zusammenfassung 30. Spieltag
Chemie - Viktoria 4:0 / Hertha 03 – Lok 2:1 / CFC – RWE 2:0 / Jena – Zwickau 1:2 / SVB – Hertha II 1:2 / VFC – FSV63 0:2 / ZFC – HFC 1:2 / GFC – VSG 2:1 / BFC – FCE 1:1

Der Abschluss des 30. Spieltages am Ostermontag (21.04.25): Die BSG Chemie Leipzig hat das richtungsweisende Abstiegsduell gegen Viktoria Berlin mit 4:0 gewonnen. Nach einem Platzverweis gegen Viktorias Küc drehte Leipzig im zweiten Durchgang auf und erzielte vier Treffer binnen 22 Minuten. Mit dem Kantersieg verschafft sich Chemie etwas Luft im Tabellenkeller.
Die Begegnungen am Sonntag (20.04.25): Hertha 03 Zehlendorf besiegt Spitzenreiter Lok Leipzig mit 2:1 und sorgt für eine faustdicke Überraschung. Nach einem frühen Eigentor und dem schnellen Ausgleich durch Hartl entschied Henneke mit einem Distanzschuss die Partie. Leipzig vergab in der Schlussphase mehrere Großchancen und kassierte einen empfindlichen Rückschlag im Aufstiegskampf. - Chemnitz besiegt Erfurt mit 2:0 und setzt damit ein klares Zeichen im Ostklassiker. Während die Gäste in der ersten Halbzeit das aktivere Team waren, drehte der CFC die Partie nach der Pause mit Toren von Seo und Erlbeck. Erfurt blieb trotz früher Dominanz im Abschluss erneut zu harmlos.
Am Samstag (19.04.25) spielten: Der FSV Zwickau gewann das Ostduell beim FC Carl Zeiss Jena mit 2:1 und präsentierte sich vor allem in der ersten Halbzeit effizient und taktisch diszipliniert. Jena fand erst spät ins Spiel und kam durch Tattermusch (84.) nur noch zum Anschluss. Trotz einer druckvollen Schlussphase konnte der FCC die Partie nicht mehr drehen. - Der Hallesche FC hat das Auswärtsspiel beim ZFC Meuselwitz mit 2:1 gewonnen und damit seine Resthoffnungen im Aufstiegsrennen gewahrt. Matchwinner war Joker Eshele, der mit einem späten Doppelpack (78./90.) die Partie drehte. Meuselwitz zeigte eine beherzte Leistung, stand am Ende aber ohne Punkt und mit einem Platzverweis da. - Der VFC Plauen hat im Abstiegsgipfel der Regionalliga Nordost eine bittere 0:2-Heimniederlage gegen den FSV Luckenwalde kassiert. Die Gäste trafen durch Kühn (12.) und Gollnack (84.) und entführten verdient drei Punkte. Plauen steht nun mit neun Punkten Rückstand auf Rang 17 kurz vor dem Abstieg. - Hertha BSC II hat beim SV Babelsberg 03 mit 2:1 gewonnen und dabei in entscheidenden Momenten die größere Effizienz gezeigt. Auf Bolyki's Ausgleich folgte in der zweiten Halbzeit der Siegtreffer durch Ben-Hatira. Trotz hohem Aufwand blieb Babelsberg im letzten Drittel zu harmlos.
Auftaktspiele am Donnerstag (17.04.25): Nach einem frühen Gegentreffer kämpfte sich der Greifswalder FC in der zweiten Halbzeit zurück in die Partie und besiegte die VSG Altglienicke mit 2:1. Matchwinner war Soufian Benyamina, der mit einem Doppelpack die Partie drehte. Altglienicke blieb nach gutem Start am Ende ideenlos und verpasste den dritten Sieg in Folge. - Der BFC Dynamo und der FC Eilenburg trennen sich mit 1:1. Wüstenhagen brachte die Berliner zunächst in Führung, Marx glich per Kopf aus. In einer spielerisch überschaubaren Partie überzeugte Eilenburg in den entscheidenden Momenten mit Effizienz.
Hier die ausführlichen Spielberichte:

Chemische Explosion mit Wucht und Wut

BSG Chemie Leipzig – FC Viktoria 1889 Berlin 4:0 (0:0)
Was über eine Stunde wie ein klassisches Abstiegskrampf-Duell zweier verunsicherter Mannschaften wirkte, endete in einem wahren Offensivfeuerwerk der BSG Chemie Leipzig. Mit vier Treffern binnen 22 Minuten nach einem Platzverweis für Viktorias Kapitän Enes Küc (48.) überrollten die Leutzscher den direkten Tabellennachbarn aus Berlin am Ostermontag regelrecht und feierten mit dem 4:0 (0:0) den bislang höchsten Saisonsieg – pünktlich zur vielleicht letzten Phase der Rettung. Der Erfolg vor 4.999 Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark bedeutet nicht nur drei eminent wichtige Punkte im Abstiegskampf, sondern auch die temporäre Befreiung von den direkten Abstiegsrängen.
Ratifo (64.), Mäder (79.), Kaymaz (83.) und Joker Mauer (86.) sorgten für einen Spielverlauf, der in seiner Wucht wie aus dem Nichts kam. Viktoria hielt bis zur 64. Minute in Unterzahl wacker dagegen, doch die emotionale Implosion nach Kücs Tätlichkeit erwies sich als psychologischer Wendepunkt. Für Chemie-Trainer Adrian Alipour war es der erste Sieg nach Amtsantritt – und ein Befreiungsschlag, der den Glauben an den Klassenerhalt zurückbringen dürfte.
Beide Mannschaften starteten in einer Art taktischem Nebel. Chemie agierte aus einer tief gestaffelten 4-4-2-Grundordnung, suchte Ratifo und Asare früh in der Tiefe, fand jedoch zunächst kein strukturelles Gleichgewicht zwischen Ballbesitz und Tiefe. Bereits in der ersten Minute ließ Ratifo nach Konter eine Hundertprozentige liegen – ein verpasster Auftakt nach Maß, der symptomatisch für die Nervosität in der Anfangsphase stand.
Viktoria, formiert in einem 4-2-3-1, beschränkte sich auf kontrollierten Aufbau und gelegentliche Vorstöße über Küc und Damelang. Allerdings fehlten Tempo, Tiefe und Passschärfe, um das Zentrum der Leipziger ernsthaft zu penetrieren. Auch nach einem kurzen Berliner Zwischenhoch (39. bis 44.) blieb die Partie arm an echten Strafraumszenen. Chemie näherte sich bis zur Pause vor allem über Fernschüsse (Oke, Mäder) und Standards – gefährlich wurde es aber nur selten.
Die entscheidende Szene ereignete sich unmittelbar nach Wiederanpfiff: Enes Küc fühlte sich nach einem robusten Zweikampf mit Kaymaz benachteiligt und schlug seinem Gegenspieler im Affekt ins Gesicht – Referee Johannes Drößler blieb keine Wahl: Rot wegen Tätlichkeit (48.). Der Platzverweis markierte einen Bruch, psychologisch wie strukturell. Während Viktoria in der Folge zunehmend in Passivität verfiel, entfaltete Chemie spürbar mehr Spielwitz und Risikobereitschaft.
Zunächst verhinderten Hiemann-Paraden gegen Mäder und Ratifo noch den Dosenöffner (52.). Auch Kirstein scheiterte aus guter Position (60.). Doch in der 64. Minute war es dann soweit: Marino flankte von rechts präzise auf den zweiten Pfosten, wo Ratifo aus kurzer Distanz einnicken konnte – ein Tor, das Erlösung und Initialzündung zugleich war. Viktorias Widerstandskraft schien gebrochen, Chemie spielte sich fortan in einen emotional aufgeladenen Rausch.
Der zweite Treffer folgte in der 79. Minute: Wieder war es Ratifo, der die gegnerische Innenverteidigung band, diesmal als Ablenkung. Mäder nutzte den Raum im Zentrum und schob nach Querpass aus zehn Metern präzise zum 2:0 ein – eine Kopie jenes Musters, das Alipour nach eigenen Angaben zuletzt intensiv trainieren ließ: Staffelung im Zwischenraum und Überladung über die Halbräume.
Wenig später besiegelte Kaymaz die Partie endgültig, wenn auch mit glücklichem Ausgang: Sein abgefälschter Distanzschuss schlug unhaltbar für Karika im rechten unteren Eck ein (83.). Viktoria wirkte zu diesem Zeitpunkt wie paralysiert, ließ jede Aggressivität im Pressing vermissen. Der eingewechselte Mauer stellte schließlich auf 4:0, nachdem er frei vor dem Tor angespielt worden war (86.).
Für Chemie ist der Befreiungsschlag nicht mehr als ein Etappensieg. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie unter Druck performen kann – doch Konstanz im Schaffen von Chancen und die Kontrolle über das Spieltempo bleiben auch weiterhin Schlüssel zum Verbleib in der Regionalliga Nordost.
Hennekes Hammer bringt Lok ins Straucheln

Hertha Zehlendorf – 1. FC Lok Leipzig 2:1 (1:1)
Im Lichterfelder Frühlingslicht entglitt dem Tabellenführer aus Leipzig ein sicher geglaubter Pflichtsieg: Der 1. FC Lok verlor am 30. Spieltag der Regionalliga Nordost überraschend mit 1:2 bei Hertha Zehlendorf und musste erstmals seit Anfang März wieder eine Niederlage hinnehmen. Nachdem die Sachsen durch ein Eigentor von Enke in Führung gegangen waren, glich Hartl nur drei Minuten später mit einem direkt verwandelten Freistoß aus. In der zweiten Hälfte entschied Henneke mit einem Distanzschuss die Partie zugunsten der Berliner, die sich durch aufopferungsvollen Einsatz und taktisch diszipliniertes Verhalten den Dreier redlich verdienten. Lok, das in der Schlussphase durch Maderer und Ziane noch zu Chancen kam, scheiterte letztlich an fehlender Präzision – und einem starken Berliner Schlussmann.
Es waren nur drei Minuten, die dem Spiel seine dramatische Wende gaben. Drei Minuten, in denen die Favoritenrolle kippte, die dramaturgische Fallhöhe wuchs und sich ein vermeintlich klarer Spielverlauf in sein Gegenteil verkehrte. In der 25. Minute war es noch Lok Leipzig, das seiner Rolle als Titelfavorit gerecht wurde: Nach einem energischen Vorstoß von Verkamp schoss dieser aus spitzem Winkel, Zehlendorfs Torwart Amankona konnte nur abwehren – unglücklich prallte der Ball gegen den Kopf von Enke und von dort ins eigene Netz. Ein klassisches Eigentor, das sinnbildlich stand für die unglückliche Anfangsphase der Gastgeber.
Doch nur drei Minuten später gelang Hartl die prompte Antwort – und was für eine: Ein Freistoß aus gut 20 Metern, kompromisslos und präzise ins rechte obere Eck gezirkelt, ließ Lok-Keeper Naumann keine Abwehrchance. Mit diesem Treffer wurde das Spiel nicht nur ausgeglichen, sondern auch neu eröffnet – mit fortan mutiger agierenden Berlinern, die die Aggressivität im Gegenpressing erhöhten und dem Leipziger Ballbesitzfußball zunehmend die Räume nahmen.
Taktisch setzte Zehlendorf auf ein kompaktes 4-2-3-1, das situativ zu einem tiefstehenden 4-5-1 wurde. Der Fokus lag klar auf dem schnellen Umschaltspiel, in dem insbesondere Baro und Wagner mit hohem Laufaufwand immer wieder die Schnittstellen anliefen. Lok hingegen versuchte, das Spiel kontrolliert aufzubauen, hatte über weite Strecken mehr Ballbesitz und kam vor der Pause auch zu mehreren hochkarätigen Chancen. So parierte Amankona in der 18. Minute stark gegen einen Kopfball von Verkamp, kurz darauf schoss Dombrowa nach feinem Zuspiel von Abderrahmane knapp am Tor vorbei.
Dass Leipzig in dieser Phase das Spiel nicht entschied, erwies sich als fatal. Zehlendorf hielt körperlich dagegen, agierte in den Zweikämpfen mit hoher Intensität und nutzte jede Gelegenheit, um durch schnelle Verlagerungen in den Rücken der Leipziger Viererkette zu stoßen. Insbesondere Hartl und Kastrati sorgten mit klugem Bewegungsspiel immer wieder für Unruhe zwischen den Linien.

Nach Wiederbeginn entwickelte sich ein Spiel, das von Spannung und Intensität lebte, ohne jedoch in Hektik zu verfallen. Beide Trainer vertrauten zunächst dem bestehenden Personal, doch der Spielverlauf veränderte sich merklich: Zehlendorf gewann mehr zweite Bälle, während Lok zunehmend fahriger wurde. In der 64. Minute dann der Kulminationspunkt: Nach einem Ballverlust im Mittelfeld startete Zehlendorf einen schnellen Gegenangriff über das Zentrum. Henneke, unbedrängt und mit freiem Blick, fasste sich aus rund 20 Metern ein Herz – sein Flachschuss schlug unhaltbar im linken unteren Eck ein. Es war der Lohn für einen entschlossenen Auftritt – und der Weckruf für Lok.
Der Trainer reagierte umgehend, brachte mit Ziane und Ogbidi neue Offensivkraft. Doch Zehlendorf blieb gefährlich. In der 76. Minute parierte Naumann zweimal spektakulär gegen Wagner und Baro – Szenen, die unterstrichen, wie offen die Partie in dieser Phase war. Doch auch Lok kam zu seinen Momenten: In der 80. Minute köpfte Maderer eine präzise Flanke von Dombrowa an die Latte, Cevis setzte den Nachschuss per Fallrückzieher knapp vorbei. Es war die vielleicht beste Möglichkeit zum Ausgleich – und zugleich sinnbildlich für einen Nachmittag, an dem das nötige Quäntchen fehlte.
Die Schlussviertelstunde war geprägt von zunehmender Dringlichkeit auf Leipziger Seite und defensiver Geschlossenheit bei Zehlendorf. Trotz nachlassender Kräfte hielten die Berliner Linien. Selbst als Ziane in der 74. Minute eine Direktabnahme auf das Tor brachte oder Ogbidi in der Nachspielzeit einen Freistoß knapp über das Gehäuse setzte – Hertha hielt dem Druck stand, kämpfte, warf sich in jeden Ball. Ein letztes Ausrufezeichen setzte Abé, der in der 90. Minute beinahe die Entscheidung erzwungen hätte, aber an Naumann scheiterte.
Nach dem Schlusspfiff brach großer Jubel aus: Zehlendorf hatte nicht nur den haushohen Favoriten geschlagen, sondern sich für eine leidenschaftliche, gut strukturierte und taktisch reife Leistung belohnt. Lok hingegen muss die erste Niederlage seit sieben Wochen hinnehmen und sieht den Vorsprung auf den Halleschen FC auf sieben Punkte schrumpfen. Noch ist der Aufstiegskurs nicht gefährdet – doch der Dämpfer kommt zur Unzeit.

Seo und Erlbeck schießen Erfurt aus dem Tritt

Chemnitzer FC – FC Rot-Weiß Erfurt 2:0 (0:0)
In einem intensiv geführten Ost-Klassiker am Ostersonntag setzte sich der Chemnitzer FC vor 5.871 Zuschauern im Stadion an der Gellertstraße mit 2:0 gegen den FC Rot-Weiß Erfurt durch. Der verdiente Sieg der Himmelblauen fußte auf einer taktisch disziplinierten zweiten Halbzeit, in der Seo per Volleyschuss und der eingewechselte Erlbeck nach einer Ecke trafen. Die Gäste aus Thüringen hingegen ließen trotz einer dominanten Anfangsphase jegliche Effizienz im Abschluss vermissen und verloren damit ein richtungsweisendes Spiel im Kampf um eine starke Platzierung im oberen Tabellendrittel.
Was als emotional aufgeladenes Duell zweier Traditionsvereine begann, entwickelte sich zu einer schleichenden Entblößung jener Schwächen, die den FC Rot-Weiß Erfurt seit Wochen begleiten: mangelnde Zielstrebigkeit im letzten Drittel, fehlende Präzision bei Standards und eine nachlassende Präsenz in der Rückwärtsbewegung. Chemnitz hingegen präsentierte sich zunächst wacklig, steigerte sich jedoch nach der Pause enorm – auch dank des psychologischen Impulses durch das 1:0 von Seo in der 52. Minute.
Schon in der Anfangsphase ließ Erfurt keinen Zweifel daran, dass man die drittbeste Offensive der Liga nicht zufällig stellt. Früh erzeugten die Gäste mit temporeichen Verlagerungen über Aboagye und Trübenbach Druck auf die Chemnitzer Viererkette. Bereits in der 7. Minute hatte Ugondu die Führung auf dem Fuß, doch sein Abschluss nach scharfer Hereingabe blieb unpräzise. Auch in den Minuten danach bespielte das Gerber-Team die Zwischenräume zwischen Reutter und Walther effizient, doch es mangelte an Zielgenauigkeit. Trübenbachs vermeintlicher Führungstreffer (43.) wurde wegen Abseits aberkannt – eine Entscheidung, die zu diesem Zeitpunkt kaum Proteste hervorrief, so eindeutig war die Position.
Chemnitz brauchte fast 30 Minuten, um die strukturellen Defizite im eigenen Spiel zu beheben. Erst ab der 34. Minute – als Awoudja bei einem Klärungsversuch über den Ball trat und Seo beinahe profitierte – war spürbar, dass die Duda-Elf nicht gewillt war, das Spiel nur zu verteidigen. Ein Flankenlauf von Lihsek und ein Versuch von Walther deuteten an, dass sich der Gastgeber allmählich freispielte. Mit dem 0:0 zur Pause war der CFC dennoch gut bedient – Erfurt hatte mehr Tempo, mehr Präsenz, mehr Chancen.
Der Wendepunkt folgte nach Wiederbeginn. Während beide Trainer auf personelle Umstellungen zunächst verzichteten, änderte Chemnitz seine Grundausrichtung subtil: Die Pressinglinie wurde leicht vorgeschoben, insbesondere Tobias Müller rückte im Zentrum aggressiver auf Trübenbach, während Bozic und Damer häufiger in die Halbräume kippten, um die Räume im Umschaltspiel besser zu besetzen.
Der Führungstreffer in der 52. Minute fiel dann nach einem kapitalen Ballverlust von Maluze im Zentrum. Bozic reagierte geistesgegenwärtig, chippte den Ball elegant auf den startenden Lihsek, der querlegte – und Seo jagte die Kugel aus elf Metern kompromisslos unter die Latte. Keeper Otto war ohne Chance, und das Spiel kippte nun sichtbar in Richtung der Gastgeber.
Erfurt wirkte geschockt, der Rhythmus verloren, die Ordnung brüchig. Boboy, Santana Soares und Langner wurden eingewechselt, doch die Impulse blieben aus. Stattdessen nutzte Chemnitz die Verunsicherung. Die entscheidende Szene folgte in der 73. Minute: Nach einer Ecke kam der Ball an den Strafraumrand, wo Erlbeck mit seinem ersten Ballkontakt abschloss. Die Kugel wurde von einem Erfurter unhaltbar abgefälscht, während Felix Müller – aus dem Abseits kommend – zwar in Bewegung zum Ball war, diesen aber nicht berührte. Die Unparteiische Miriam Schwermer korrigierte nach Rücksprache mit ihrem Assistenten die erste Abseitsanzeige und gab den Treffer zurecht.
Zwar warf Erfurt in der Schlussphase alles nach vorn – Uzun und Kaufmann kamen für frische Impulse, doch mehr als ein verunglückter Kopfballversuch von Ugondu (90.+2) sprang nicht mehr heraus. Chemnitz verteidigte kompromisslos, taktisch diszipliniert, und brachte das Ergebnis souverän über die Zeit. Die Einwechslung von Rücker, Karimani und Eshele diente in der Nachspielzeit nur noch der Absicherung und dem Herausnehmen von Tempo.
Der FSV bestraft Jenas Tiefschlaf doppelt

FC Carl Zeiss Jena – FSV Zwickau 1:2 (0:2)
In einem traditionsreichen Ostduell, das über weite Strecken mehr von seiner geschichtlichen Wucht als von spielerischer Raffinesse lebte, hat der FSV Zwickau dem FC Carl Zeiss Jena auf eindrucksvolle Weise die Grenzen aufgezeigt. Die Schwäne setzten sich im Ernst-Abbe-Sportfeld mit 2:1 durch, profitierten dabei von einer nahezu perfekten Chancenverwertung in der ersten Halbzeit und hielten in der dramatisch aufgeladenen Schlussphase dem zunehmenden Druck der Gastgeber stand. Während Jena trotz verbesserter zweiter Halbzeit keinen Lohn für den betriebenen Aufwand erhielt, zeigten die Gäste eine Lehrstunde in taktischer Disziplin, Effizienz – und einer robusten Mentalität.
Jenas Schlussoffensive, initiiert durch den Anschlusstreffer von Tattermusch in der 84. Minute, kam zu spät. Zuvor hatte Zwickau mit Toren von Herrmann (16.) und Somnitz (32.) eine verdiente Zwei-Tore-Führung herausgespielt und anschließend clever verwaltet. Trotz zahlreicher Wechsel und hohem läuferischen Aufwand fehlte dem FCC im Offensivspiel über weite Strecken die Präzision, während Zwickau seine wenigen, aber hochkarätigen Möglichkeiten nahezu mustergültig nutzte.
Die ersten Spielminuten gehörten optisch dem FCC, der mit derselben Elf wie beim überzeugenden 4:1 gegen Hertha BSC II auflief. Das Aufbauspiel war zunächst gefällig, doch zwingende Aktionen im letzten Drittel fehlten. Ein Distanzschuss von Muqaj (8.) und eine Direktabnahme von Gipson (13.) blieben symptomatisch für die Anfangsphase: engagiert, aber unpräzise.
Die erste wirkliche Torchance gehörte Zwickau – und sie führte prompt zum Tor. Nach einer Flanke von Eixler entglitt Herrmann der Jenaer Defensive und verwandelte am kurzen Pfosten technisch sauber zum 0:1 (16.). Der Gegentreffer verunsicherte die Thüringer zusehends, das Kombinationsspiel wurde fahriger, die Wege in die Tiefe blieben versperrt.
Zwickau dagegen agierte fortan mit bemerkenswerter Ruhe und Souveränität, stand kompakt in einem 4-1-4-1 und wartete geduldig auf Umschaltmomente. In der 32. Minute war es schließlich ein ruhender Ball, der die Vorentscheidung einzuleiten schien: Nach einem Freistoß von Herrmann stieg Somnitz am höchsten und köpfte aus zehn Metern unbedrängt zum 0:2 ein. Jena hatte in dieser Phase kaum Zugriff – und kaum Antworten auf das zunehmend abgeklärte Spiel der Gäste.
Zur zweiten Halbzeit reagierte Volkan Uluc und brachte mit Weinhauer einen frischen Impuls für das zentrale Mittelfeld. In der Folge steigerte sich Jena sichtbar. Tattermusch (63.) und Gipson (56.) sorgten mit Schüssen aus der Distanz erstmals für wirkliche Gefahr. Auch die zahlreichen Wechsel ab der 64. Minute – unter anderem kamen Wendt, Zank und Schoima – verliehen dem FCC neue Energie, doch strukturelle Mängel im finalen Drittel verhinderten nachhaltige Durchschlagskraft.
Zwickau beschränkte sich nach Wiederanpfiff nahezu vollständig auf Konter, war dabei jedoch immer wieder gefährlich: Herrmann (52.), Dittrich (49.) und Albert (58.) hatten Gelegenheiten, den Sack zuzumachen. Besonders auffällig: die konsequente Nutzung der Halbräume und das präzise Umschaltspiel, mit dem der FSV trotz weniger Ballbesitz stets Torgefahr ausstrahlte.
In der 77. Minute wurde es emotional: Butzen ließ sich zu einem rustikalen Einsteigen hinreißen, sah Gelb, und heizte damit eine Partie an, die in der Schlussphase zunehmend hitziger wurde. Gelbe Karten für Somnitz (85.), Tattermusch (90.) und Fikaj (81.) unterstrichen das angespannt-emotionale Klima.
In der 84. Minute schien sich das Blatt doch noch zu wenden. Nach einer scharfen Hereingabe konnte FSV-Keeper Hiemann den Ball nur nach vorn abklatschen lassen, Tattermusch setzte entschlossen nach und bugsierte die Kugel aus spitzem Winkel zum 1:2 über die Linie – ein kurioser, aber verdienter Anschlusstreffer. Es folgten intensive Minuten, in denen Jena mit Macht auf den Ausgleich drängte.
Weinhauer verpasste aus ähnlicher Position kurz darauf nur knapp den Pfosten (83.), ehe er in der siebten Minute der Nachspielzeit einen Freistoß aus 30 Metern gefährlich aufs Tor zog – erneut war es Hiemann, der mit einer Glanztat rettete. Trotz aller Bemühungen und neunminütiger Nachspielzeit blieb es beim 1:2 aus Sicht der Gastgeber.
Am Ende war es ein Spiel mit zwei unterschiedlichen Hälften. Während Jena den Start verschlief und die Passivität teuer bezahlte, zeigte sich Zwickau in den entscheidenden Momenten kaltschnäuzig, taktisch diszipliniert und defensiv stabil. Der FCC, obwohl im zweiten Durchgang mit mehr Tempo und Risikobereitschaft, vermochte es nicht, den strukturell starken Defensivblock der Gäste nachhaltig zu durchbrechen.
Für Zwickau ist der Auswärtssieg ein Statement der Reife in einer Saison des Umbruchs, in der Trainer Rico Schmitt mit ruhiger Hand eine neue Stabilität geformt hat. Der FSV beendet damit nicht nur eine kleine Negativserie gegen Jena, sondern demonstriert auch: Wer mit solch konsequenter Mentalität auftritt, wird in der Regionalliga selten leer ausgehen.
Späte HFC-Rallye raubt Meuselwitz die Punkte

ZFC Meuselwitz – Hallescher FC 1:2 (1:0)
Ein Wechselbad der Emotionen durchlebten die 1.296 Zuschauer im Meuselwitzer „bluechip-Arena“, als der ZFC am Sonnabend gegen den Halleschen FC lange Zeit auf eine Überraschung zusteuerte – und am Ende doch mit leeren Händen dastand. Trotz einer disziplinierten und engagierten Vorstellung der Thüringer drehte der HFC die Partie nach Rückstand spät: Joker Eshele avancierte mit einem Doppelpack in der Schlussviertelstunde zum gefeierten Mann auf Seiten der Gäste (78./90.). Meuselwitz hingegen verpasste es, seine Effizienz aus der ersten Hälfte zu konservieren, und verlor in der Nachspielzeit nicht nur das Spiel, sondern mit der Gelb-Roten Karte für Wurr auch einen Leistungsträger.
Die Begegnung offenbarte über weite Strecken ein taktisch geprägtes Kräftemessen zweier Teams mit konträren Ausgangslagen: Der HFC, im Fernduell mit Lok Leipzig im Verfolgermodus, drängte auf den Pflichtsieg – der ZFC hingegen hatte bei fünf Ausfällen und gesichertem Tabellenplatz wenig zu verlieren, aber viel an Moral zu gewinnen. Letztlich reichte Halle eine massive Druckphase in der zweiten Hälfte und ein kraftvoller Schlussspurt, um das drohende Unentschieden doch noch in einen Dreier zu verwandeln.
Die Anfangsphase gehörte dem HFC, der früh versuchte, mit konsequentem Flügelspiel und aggressivem Pressing Dominanz zu erzeugen. Doch bereits in der 7. Minute ließ Hartmann eine hundertprozentige Gelegenheit liegen, als er nach einem Ballverlust im Meuselwitzer Aufbauspiel aus acht Metern knapp am langen Pfosten vorbeischob. Zwei weitere Unsauberkeiten in der ZFC-Defensive – insbesondere das Überlaufen von Schätzle – hätten ebenfalls früh für den Rückstand sorgen können.
Doch Meuselwitz fing sich und agierte fortan aggressiv im Mittelfeldpressing. Die Belohnung folgte prompt: In der 13. Minute brachte Haubner einen Ball in den Rückraum, der zunächst geklärt wurde, ehe Pfeil den Ball feinfühlig auf links lupfte. Kießling antizipierte die Szene gedankenschnell, nahm die Kugel im Sechzehner auf und verwandelte aus kurzer Distanz zur überraschenden Führung – die erste wirkliche Offensivaktion der Hausherren saß.
In der Folge kontrollierte Halle weite Teile der Partie, jedoch ohne die notwendige Tiefe in den eigenen Offensivaktionen zu entwickeln. Das Angriffsspiel blieb trotz hoher Ballbesitzquoten statisch, die Kombinationen vor dem Strafraum fanden selten den finalen Pass. Nietfeld, Richardson und Halangk blieben in der engmaschigen Meuselwitzer Defensive weitgehend abgemeldet. Die gefährlichsten Aktionen entstanden zumeist aus Distanz – wie etwa durch Kulke (28.) oder Berger (60.) –, doch ZFC-Keeper Sedlak reagierte jeweils aufmerksam.
Zur zweiten Hälfte reagierte HFC-Trainer Mark Zimmermann konsequent und stellte personell um: Berger kam für Weber, Polat ersetzte Richardson. Besonders Berger verlieh dem Hallenser Spiel über die linke Außenbahn neue Dynamik, erhöhte die Frequenz der Flankenläufe und zwang Meuselwitz zunehmend in die Defensive. Die Thüringer verloren nach dem Seitenwechsel an Struktur im Übergangsspiel, suchten nun vermehrt Entlastung über lange Bälle – häufig ohne Anschluss.
Der HFC intensivierte seine Bemühungen und drückte die Gastgeber phasenweise tief in deren Sechzehner. Doch es dauerte bis zur 68. Minute, ehe mit Eshele ein weiterer frischer Impuls auf das Feld kam – und dieser sollte die Partie drehen. Bereits zehn Minuten später war es Polat, der nach einer schönen Ballzirkulation über links flach in den Rückraum legte, wo Eshele aus rund 13 Metern trocken zum Ausgleich vollstreckte. Sedlak streckte sich vergeblich – es war Halles erste zwingende Kombination mit Durchschlagskraft im zweiten Durchgang.
ZFC-Trainer Georg-Martin Leopold reagierte mit späten Wechseln (Raithel für Haubner, Rotfuß für Pauling), doch die Gastgeber waren zu diesem Zeitpunkt vor allem mit dem Halten des Remis beschäftigt. In der 82. Minute bot sich sogar noch einmal die Möglichkeit zur erneuten Führung: Pauling kam nach Flanke von Pfeil aus sieben Metern zum Kopfball – doch das Leder rauschte links vorbei. Es war der letzte offensive Aufschrei der Zipsendorfer.
Die Entscheidung fiel in der 90. Minute nach einer Standardsituation – Symbolbild für die zunehmende Passivität der Meuselwitzer Hintermannschaft in der Schlussphase. Eine Ecke, herausgeholt von Löhmannsröben, segelte in den Strafraum. Dort war es erneut Eshele, der sich im Luftduell durchsetzte und per wuchtigem Kopfstoß zum 1:2 einköpfte. Der Gästeanhang verwandelte den Auswärtsblock in ein Tollhaus, während auf Meuselwitzer Seite Fassungslosigkeit dominierte.
Kurz darauf schwächten sich die Thüringer zusätzlich: Wurr, der bereits Gelb gesehen hatte, unterlief in der Nachspielzeit ein weiteres Foulspiel – die Gelb-Rote Karte war die logische Konsequenz. Damit endet nicht nur die Partie mit einer Niederlage, sondern auch das Spiel mit einem personellen Aderlass für den kommenden Spieltag.
Der Hallesche FC fährt mit Mühe und großer Moral einen eminent wichtigen Auswärtssieg ein. Die Mannschaft von Mark Zimmermann bewies nach einem lethargischen ersten Durchgang Stehvermögen, passte taktisch nach und belohnte sich durch den Doppelpack des eingewechselten Eshele mit drei Punkten. Für Meuselwitz bleibt ein bitterer Beigeschmack: Die frühe Führung, die kämpferische Gesamtleistung und die Chance zum 2:1 hätten einen Punkt verdient gemacht – doch am Ende fehlte die Kraft, um der massiven Druckphase der Gäste standzuhalten. Der Klassenerhalt ist für den ZFC dennoch weiterhin in greifbarer Nähe – doch die Art und Weise der Niederlage schmerzt.
Abstiegskampf mit finalem Nackenschlag

VFC Plauen – FSV 63 Luckenwalde 0:2 (0:1)
Im alles entscheidenden Abstiegsgipfel der Regionalliga Nordost hat der VFC Plauen den letzten Strohhalm im Kampf um den Klassenerhalt nicht ergreifen können. Vor 710 Zuschauern im heimischen Vogtlandstadion unterlagen die Vogtländer dem FSV 63 Luckenwalde mit 0:2. Die Treffer von Kühn (12.) und Gollnack (84.) besiegelten nicht nur die Niederlage, sondern kommen einer sportlichen Vorentscheidung im Abstiegsrennen gleich: Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt nun neun Punkte – bei nur noch zwölf zu vergebenen.
Was sich in der ersten Halbzeit in Form zweier diskussionswürdiger Schiedsrichterentscheidungen andeutete, offenbarte sich spätestens nach dem zweiten Gegentreffer als bittere Realität: Der VFC Plauen war an diesem Tag nicht nur mit dem Gegner, sondern auch mit seinen eigenen mentalen und spielerischen Grenzen konfrontiert. Luckenwalde agierte reifer, robuster und zielstrebiger – ein Umstand, der den Unterschied zwischen dem endgültigen Absturz und einem Rest von Hoffnung markierte.
Bereits die ersten Spielminuten offenbarten, dass der FSV Luckenwalde mit der klareren Spielidee und deutlich mehr Wucht in die Begegnung ging. Plauen wirkte wie paralysiert, fand keinen Zugriff im Zentrum und hatte Mühe, die Passlinien der Gäste zu schließen. Es war daher nur konsequent, dass die Brandenburger früh Kapital aus ihrer Überlegenheit schlugen: In der 12. Minute wurde Kühn von Jacobi im Strafraum bedient, traf aus kurzer Distanz zum 0:1 – ein Treffer, der allerdings stark nach Abseits roch und die Diskussionen an der Seitenlinie entfachte.
Nur wenige Minuten später hatte Kühn sogar die Chance zu erhöhen, doch VFC-Schlussmann Pieles verhinderte mit einer Glanzparade das schnelle 0:2 (31.). Derweil kämpfte sich Plauen mühsam ins Spiel zurück. Einzelne Offensivaktionen wie der Abschluss von Kämpfer (22.) oder der Distanzschuss von Martynets (45.+1) ließen zumindest kurz Hoffnung aufkommen. Doch als ein klares Foul an Fischer im Strafraum (27.) ungeahndet blieb, wurde deutlich, dass auch das Momentum nicht auf Seiten der Gastgeber stand.
Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der VFC zunächst verbessert. Der Wille war spürbar, die Körpersprache aufrechter, die Zweikampfführung intensiver. Besonders die Szene in der 50. Minute – als Winter nach einem abgeblockten Versuch von Martynets aus kurzer Distanz abschloss, aber an Jannene scheiterte – hätte der Partie eine Wende geben können. Doch es blieb bei der einen großen Gelegenheit.
Im weiteren Verlauf verflachte das Spiel der Hausherren zusehends. Die Passstaffetten wurden fahrig, die Laufwege unsauber. Luckenwalde, derweil geduldig lauernd, setzte zunehmend auf Konter und fand erneut über Kühn den direkten Weg zum Tor. In der 56. Minute vertändelte dieser noch freistehend vor Pieles, in der 57. war sein Chipversuch zu unpräzise. Der Doppelschlag blieb aus – doch das drohende zweite Gegentor hing wie ein Damoklesschwert über dem Vogtlandstadion.
Als Gollnack in der 84. Minute nach einem langen Diagonalball allen entwischte und den Ball überlegt aus 17 Metern an Pieles vorbeischob, war nicht nur die Partie entschieden. Die Körpersprache der Plauener Mannschaft kollabierte förmlich; man sah resignierende Blicke, hängende Schultern, ein kollektives Verharren im Moment des Eingeständnisses. Die letzten Minuten verstrichen ohne jegliche Impulse – weder von der Bank, noch aus dem Spiel heraus.
Die Schlussphase brachte keine erwähnenswerten Offensivaktionen mehr. Trainer Gören reagierte zwar mit mehreren Wechseln – unter anderem kamen Heinrich, Berkemer, Hetzsch und Gerstmayer –, doch auch frisches Personal konnte keine Impulse mehr setzen. Luckenwalde kontrollierte nun nicht nur das Spielgeschehen, sondern auch das emotionale Geschehen. In einem Spiel, das sinnbildlich für die Saisonverläufe beider Teams steht, behielt das stabilere Kollektiv die Oberhand.
Am Ende steht nicht nur eine bittere Niederlage, sondern ein sportlich wie emotionaler Tiefpunkt in Plauens Regionalliga-Jahr. Die Hoffnung auf eine Wende nach dem couragierten Auftritt gegen Chemnitz verpuffte im entscheidenden Moment. Die Bilanz seit dem Hinspiel-Sieg in Luckenwalde liest sich wie ein sportlicher Offenbarungseid: 13 Niederlagen in 17 Spielen, ein Rückstand von neun Punkten auf einen Nichtabstiegsplatz – und keine sichtbare Trendwende.
Luckenwalde dagegen entledigte sich mit dem Auswärtssieg eines gewichtigen Ballasts. Die Mannschaft von Trainer Braune agierte nicht spektakulär, aber effizient. Kühn und Gollnack als Vollstrecker, Vierling und Jacobi als ordnende Kräfte – das reicht in einem Abstiegskampf, der zunehmend von Nerven und Klarheit geprägt ist.
Für Plauen wird es in den verbleibenden vier Spielen mehr denn je darum gehen, Würde zu bewahren, die sportliche Integrität hochzuhalten – und vielleicht doch noch ein Wunder zu erzwingen. Realistisch betrachtet aber war dies mehr als eine Niederlage. Es war ein Abschied in Etappen.
Ben-Hatira krönt disziplinierte Hertha-Vorstellung

SV Babelsberg 03 – Hertha BSC II 1:2 (1:1)
In einer taktischen Begegnung unterliegt der SV Babelsberg 03 der U23 von Hertha BSC mit 1:2. Während Babelsberg phasenweise die Kontrolle über das Spielgeschehen innehatte und durch Routinier Andor Bolyki zwischenzeitlich ausglich, präsentierten sich die Hertha-Talente in entscheidenden Momenten kaltschnäuziger und erzielten durch Änis Ben-Hatira in der 64. Minute den entscheidenden Treffer.
Die spielerisch reife Vorstellung der Gäste verdiente sich insbesondere in puncto Raumaufteilung und Pressingverhalten Anerkennung – und krönte sich mit einem Auswärtssieg, der sowohl analytisch als auch emotional Wirkung hinterlässt. Bereits in der 9. Minute nutzte Hertha eine frühe strukturelle Unordnung der Hausherren: Yildirim setzte sich nach flachem Steckpass resolut durch und vollendete zur Führung.
Babelsberg brauchte eine gute Viertelstunde, um sich zu stabilisieren, gewann dann aber zunehmend Spielanteile. Besonders über die linke Seite – mit dem hoch schiebenden Außenverteidiger Covic – gelang es den Brandenburgern, Überzahlmomente zu erzeugen. In der 30. Minute fand ein solcher Vorstoß schließlich seine Belohnung: Nach klugem Rückraum-Zuspiel bewahrte Bolyki im Strafraum die Übersicht und markierte mit seinem Abschluss das verdiente 1:1. Bis zur Pause blieb die Partie weitgehend ausgeglichen, wenngleich die Gäste spielerisch eine Spur strukturierter wirkten.
Die zweite Halbzeit begann mit einem leichten optischen Übergewicht zugunsten der Berliner, die zunehmend die Halbspuren bespielten und Babelsberg durch gezielte Tempowechsel in der Defensive forderten. In der 64. Minute schlug sich diese Dominanz dann auch in Zählbares nieder: Der erfahrene Ben-Hatira, der im zweiten Durchgang mehr Freiheiten zwischen den Linien erhielt, wurde zentral in Szene gesetzt und verwertete einen diagonal abgelegten Ball technisch sauber zur erneuten Führung.
Babelsberg versuchte in der Folge, durch personelle Umstellungen und erhöhte Präsenz im Zentrum zum Ausgleich zu kommen. Doch es fehlte an Klarheit in den Passwegen und Präzision im letzten Drittel. Auch die Standardsituationen – sonst ein verlässliches Mittel der Hausherren – verpufften gegen die körperlich robuste Defensive der Hertha-Reserve. So verstrichen die Minuten, ohne dass die Potsdamer noch einmal zwingend wurden.
Zweimal Benyamina: GFC trotzt Kälte und der VSG

Greifswalder FC – VSG Altglienicke 2:1 (0:1)
Im Schatten eines verspäteten Anpfiffs und unter dem Druck eines frühen Rückstands hat der Greifswalder FC Charakter gezeigt, taktische Flexibilität bewiesen und sich am Ende mit einem 2:1-Heimsieg gegen die VSG Altglienicke belohnt. Matchwinner im Volksstadion war einmal mehr Kapitän Soufian Benyamina, der mit einem präzisen Kopfball und einem abgeklärten Abschluss in der Schlussphase einen Rückstand drehte, der anfangs wie ein Stimmungskiller gewirkt hatte. Die Begegnung, geprägt von Phasen taktischer Disziplin und individueller Durchschlagskraft, offenbarte nicht nur den Willen des GFC, sondern auch die Limitationen einer Berliner Mannschaft, der nach ordentlichem Beginn im zweiten Durchgang die strategischen Mittel ausgingen.
Die Partie begann mit einer Stunde Verspätung – Altglienickes verspätete Anreise führte zu einem späten Anstoß, was die Atmosphäre im Volksstadion zunächst merklich dämpfte. Doch auf dem Rasen waren die Berliner hellwach. Bereits in der 5. Spielminute schlugen sie Kapital aus ihrer ersten Offensivszene: Eren Öztürk wurde am Sechzehner nicht konsequent angegangen und vollstreckte mit einem trockenen Schuss ins rechte Eck zur frühen Führung – unhaltbar für GFC-Keeper Jakubov, der sich vergeblich streckte.
Es war eine Phase, in der Altglienicke durch schnelles Umschaltspiel und Präsenz im Zentrum dominierte. Öztürk blieb auffälligster Akteur: In der 14. Minute bediente er mustergültig den startenden Türpitz, dessen Abschluss jedoch zu zentral geriet. Greifswald benötigte rund eine Viertelstunde, um sich zu stabilisieren und Zugriff auf die Partie zu bekommen. Ein erster Abschluss durch Vogt (16.) zwang Gäste-Keeper Zwick zu einer Fußabwehr – ein erster Wachmacher für das Heimteam.
Ab der 20. Minute begann Greifswald, die Kontrolle schrittweise zu übernehmen. Das Zentrum um Schmedemann und Kocer entwickelte zunehmend Ballbesitzphasen, während Atilgan und Benyamina durch ihre ständigen Positionswechsel Unruhe in der VSG-Hintermannschaft stifteten. Doch der letzte Pass blieb zu unpräzise, die Berliner Viererkette um Hug und Kapp arbeitete im Kollektiv geschickt gegen den Ball. So war es symptomatisch, dass die Gastgeber bis zur Pause zwar feldüberlegen waren, jedoch kaum zwingende Torchancen kreierten.
Altglienicke zog sich derweil klug zurück, konzentrierte sich auf Stabilität in der Restverteidigung und ließ den GFC weitgehend ins Leere laufen. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff nahm Greifswald noch einmal Tempo auf, doch das Berliner Bollwerk stand.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Greifswald sukzessive den Druck. Ein Schuss von Benyamina (52.) wurde von Zwick entschärft, auch Engel kam von links gefährlich zum Abschluss. Der GFC hatte nun nicht nur mehr Ballbesitz, sondern gewann auch zunehmend die zweiten Bälle. Die Einwechslung von Ndualu für Kocer (64.) brachte zusätzliches Tempo über die rechte Außenbahn.
Der Ausgleich in der 66. Minute war folgerichtig und verdient: Eine scharf getretene Ecke von der rechten Seite wurde auf den langen Pfosten gezogen, wo Benyamina sich im Luftduell behauptete und das Spielgerät wuchtig in die Maschen köpfte. Der Treffer markierte eine Zäsur: Greifswald agierte fortan mit spürbarem Selbstvertrauen, Altglienicke wirkte verunsichert und verlor an Zugriff.
Nur sieben Minuten später vergab Benyamina eine fast identische Szene, diesmal landete sein Kopfball auf dem Tornetz – ein Warnschuss für die Gäste, die sich in der Rückwärtsbewegung zunehmend fahrig präsentierten. Auch die Umstellungen durch Trainer Karsten Heine, der unter anderem Sanogo und Tezel einwechselte, brachten keine Stabilität zurück.
In der 84. Minute folgte schließlich die Entscheidung: Nach einem Standard brachte ein zweiter Ball Benyamina erneut in Abschlussposition, und der Kapitän ließ sich nicht zweimal bitten. Mit technischer Präzision und der Ruhe eines erfahrenen Angreifers schob er zum 2:1 ein. Es war sein zwölfter Saisontreffer – und einer der wertvollsten.
Die letzten Minuten gehörten wieder dem GFC, der clever verteidigte und immer wieder Nadelstiche über Atilgan und Ndualu setzte. In der Nachspielzeit verhinderte Zwick mit einer Glanztat gegen Lämmels Freistoß noch das 3:1, doch das Spiel war längst entschieden. Altglienicke, zuletzt mit zwei Siegen im Rücken, wirkte in den letzten zehn Minuten ideenlos und ohne strategische Zielstrebigkeit.
Die Partie offenbarte damit nicht nur die Heimstärke der Greifswalder – die seit sechs Monaten im eigenen Stadion ungeschlagen sind – sondern auch die mentale Reife, Rückstände nicht nur auszuhalten, sondern in entscheidenden Momenten zu kontern.
Für den GFC war es nicht nur der erste Heimsieg gegen Altglienicke überhaupt, sondern auch die erste erfolgreich gedrehte Partie nach Rückstand in der laufenden Saison – ein symbolträchtiger Sieg im Kampf um die obere Tabellenhälfte.
Remis: Wüstenhagen trifft, Marx antwortet

BFC Dynamo – FC Eilenburg 1:1 (0:0)
Es war eine Partie, in der das Resultat letztlich mehr über die Defizite als über die Potenziale beider Mannschaften offenbarte: Der BFC Dynamo und der FC Eilenburg trennten sich zum Auftakt des 30. Spieltags in der Regionalliga Nordost mit einem 1:1-Unentschieden – ein Ergebnis, das sich vor allem aus einer kurzfristigen Steigerung in Halbzeit zwei speiste, nachdem beide Teams über weite Strecken der Begegnung den Verdacht nährten, sich auf ein verfrühtes Osterwochenende verständigt zu haben. Während der eingewechselte Max Wüstenhagen die Berliner Führung markierte (62.), nutzte Eilenburgs Jonas Marx eine von wenigen strukturierten Angriffsphasen zum Ausgleich (79.). Am Ende standen zwei Tore, wenig Glanz und viele unbeantwortete Fragen zur offensiven Zielstrebigkeit beider Teams.
Die erste Halbzeit begann, wie sie endete: mit viel statischem Ballbesitz, defensiver Grundordnung und offensiver Mutlosigkeit. Beide Mannschaften wirkten zunächst darauf bedacht, individuelle Fehler zu vermeiden, was im Umkehrschluss eine Begegnung zur Folge hatte, in der Risiko systematisch ausgespart wurde. Während der BFC optisch leicht überlegen wirkte, war es Eilenburg, das die erste wirklich nennenswerte Torchance hatte: In der 7. Minute brachte Möbius den Ball von rechts scharf in den Strafraum, Baumann grätschte vorbei, Marx kam am zweiten Pfosten zum Abschluss, doch Hainke parierte im kurzen Eck stark.
Diese Szene blieb jedoch ein seltener Moment der Zielstrebigkeit. Die Hausherren kombinierten sich zwar mit zunehmender Spieldauer öfter in das letzte Drittel, fanden jedoch gegen Eilenburgs tief gestaffeltes 5-4-1 kaum Räume zwischen den Linien. Grözinger und Reher bemühten sich um Breite, doch der finale Pass in den Strafraum blieb zu unpräzise oder ideenlos. So war es bezeichnend, dass eine Flugeinlage von Grözinger im gegnerischen Strafraum (3.) nicht nur keinen Elfmeter, sondern eine Verwarnung wegen einer Schwalbe zur Folge hatte – symptomatisch für die Berliner Harmlosigkeit vor der Pause.
Einziger Lichtblick auf Seiten des BFC war gegen Ende der ersten Hälfte eine kurze Druckphase über die linke Außenbahn, in der Hüther (44.) und Wießmeier (43.) aus der Distanz zum Abschluss kamen. Doch auch diese Szenen blieben ohne nachhaltigen Effekt. Eilenburg beschränkte sich in dieser Phase nahezu ausschließlich auf defensive Stabilität und wartete auf Umschaltmomente, die jedoch ebenfalls zu selten strukturiert ausgespielt wurden.
Nach dem Seitenwechsel brachte Dennis Kutrieb mit der Einwechslung von Max Wüstenhagen für Crosthwaite eine echte Spitze, was dem Spiel der Berliner deutlich mehr Tiefe und Präsenz im Strafraum verlieh. Der Effekt war bereits früh sichtbar: Hüther hatte direkt nach Wiederanpfiff die Führung auf dem Fuß, doch sein Abschluss aus kurzer Distanz geriet zum harmlosen Roller.
In der 62. Minute folgte die Belohnung für den gesteigerten Aufwand. Eine präzise Flanke von Grözinger von der linken Seite segelte über die Innenverteidigung der Gäste hinweg und fand Wüstenhagen, der sich im Rücken von Jarosch davonstiehlt und den Ball mit einem technisch sauberen Aufsetzer ins lange Eck köpfte. Ein Abschluss, der weniger durch Wucht als durch präzise Ausführung bestach – und den Spielverlauf für einen Moment drehte.
In der Folge versäumte es der BFC jedoch, die entstandenen Räume im Rücken der aufrückenden Eilenburger auszunutzen. Hüther fand mehrfach keine Abnehmer im Zentrum, ein kapitaler Abstimmungsfehler zwischen Vogel und Edelmann (65.) hätte fast zum Eigentor geführt, blieb jedoch folgenlos. Statt die Führung zu festigen, agierte der BFC zunehmend unentschlossen.
Eilenburgs Coach Sascha Prüfer reagierte mit einem Doppelwechsel (66.) und brachte mit Zaruba und Acker frische Kräfte über die Außenbahnen – ein Schachzug, der sich als goldrichtig erwies. In der 79. Minute war es Acker, der auf der rechten Seite unbedrängt zur Flanke kam. Im Zentrum stieg Jonas Marx gegen Polte hoch und nickte den Ball technisch sauber ins linke Eck – ein schulbuchmäßiger Kopfball nach einem klassischen Flügelangriff.
Das Tor war nicht nur verdient, sondern zeigte, wie effizient ein strukturiert zu Ende gespielter Angriff im Gegensatz zur Aneinanderreihung halbherziger Ballbesitzphasen sein kann. In der Schlussphase versuchten beide Teams, den Lucky Punch zu setzen: Möbius vergab (77.) aus kurzer Distanz, auf der Gegenseite scheiterte Baca in der 90. Minute an Weiß, der auf der Linie rettete.
Unter dem Strich steht ein Ergebnis, das beiden Teams kaum weiterhilft, aber ihnen ebenso wenig schadet. Der BFC verpasst die Chance, sich in der oberen Tabellenhälfte zu festigen, während der FC Eilenburg einen Achtungserfolg im Abstiegskampf verbuchen kann. Entscheidender aber ist der Eindruck, den beide Mannschaften hinterließen: Der BFC zeigte über weite Strecken eine uninspirierte Vorstellung ohne klare Spielidee, Eilenburg konnte zwar kämpferisch überzeugen, blieb aber offensiv lange zu eindimensional.
Das Spiel wirkte wie ein Spiegelbild der bisherigen Saison beider Teams – mit einzelnen Lichtblicken, aber auch vielen Momenten der Unentschlossenheit und taktischen Eindimensionalität. In dieser Form werden beide Mannschaften in der Saison-Endphase weder für Überraschungen sorgen noch in größere Abstiegsnöte geraten. Für den neutralen Beobachter bleibt der Eindruck eines Spiels, das nur selten das Niveau erreichte, das ihm sein taktischer Rahmen versprochen hätte.
Texte: Holger Elias
Bitte beachten Sie: Die Fotos unseres Medienpartners Ostsport.tv sind mit der jeweiligen Videozusammenfassung auf Youtube verlinkt. Es öffnet sich ein externes Fenster.