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"Kapitänsregelung" wird in allen deutschen Spielklassen eingeführt

© DFB/Imago

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die Einführung der sogenannten "Kapitäns-Regel" beschlossen, die ab der kommenden Saison (2024/25) in allen deutschen Spielklassen gelten wird. Diese Regelung besagt, dass künftig nur noch die Mannschaftskapitäne das Recht haben, mit den Schiedsrichtern zu sprechen. Diese Entscheidung folgt den positiven Erfahrungen der UEFA EURO 2024, bei der die Regel erstmals angewendet und weitgehend positiv aufgenommen wurde.
Hintergründe und Umsetzung der Regel.

Die Einführung der "Kapitäns-Regel" wurde durch eine einheitliche Entscheidung der DFB Schiri GmbH, des DFB e.V. und der Deutschen Fußball Liga (DFL) getroffen und gilt rückwirkend ab dem 1. Juli. Ziel dieser Regelung ist es, die Kommunikation zwischen Spielern und Schiedsrichtern auf eine respektvolle und strukturierte Basis zu stellen. Felix Brych, Bundesliga-Rekord-Schiedsrichter, äußerte sich bereits positiv zur Regel: "Die Regel hat sich bewährt. Das haben auch alle Verbände gesagt, die Mannschaften, selbst die Spieler haben es gesagt."

Ein besonderes Merkmal der Regelung ist, dass Kapitäne zusätzlich dafür verantwortlich sind, ihre Mitspieler dazu anzuhalten, den Schiedsrichtern mit Respekt zu begegnen und sie nicht zu bedrängen. Im Fall, dass der Torwart Kapitän ist, kann ein Feldspieler als Ansprechpartner benannt werden. Spieler, die diese Regel missachten, müssen mit einer Verwarnung rechnen.

Auswirkungen auf den Amateurfußball und weitere Regelanpassungen

Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident, betonte die Bedeutung der Regel auch für den Amateurfußball: "Die 'Kapitänsregel' soll eine erhebliche Hilfe für Schiedsrichter im Amateurbereich sein." Die Einführung soll nicht nur die Spielleitung erleichtern, sondern auch für einen respektvolleren Umgang zwischen Spielern und Schiedsrichtern sorgen.

Neben der "Kapitäns-Regel" hat der DFB weitere Maßnahmen beschlossen, um die Einhaltung bestehender Regeln zu verschärfen. Dazu gehört ein strikteres Vorgehen gegen die Missachtung der Sechs-Sekunden-Regel durch Torhüter und falsche Einwürfe. Schiedsrichter werden dazu angehalten, präventiv zu agieren und klare Verstöße konsequent zu ahnden.

Konsequenzen und Erwartungen

Die Einführung der "Kapitäns-Regel" wird als wichtiger Schritt für mehr Fairness und Respekt im Fußball gesehen. Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Spielbetrieb und Fans, sagte dazu: "Die Vorteile sind unter anderem eine schnellere Spielfortsetzung und ein erheblich respektvollerer Umgang." Diese Maßnahme soll dazu beitragen, die Anzahl der Rudelbildungen rund um den Schiedsrichter zu reduzieren und die Spielatmosphäre insgesamt zu verbessern.

Während die "Kapitäns-Regel" in Deutschland einheitlich umgesetzt wird, hat der DFB entschieden, nicht den Weg der UEFA bezüglich halbautomatischer Abseitstechnologie und Chip im Ball zu gehen. Der Fokus liegt vielmehr auf der Stärkung des respektvollen Umgangs und der Einhaltung bestehender Regeln.

Die "Kapitäns-Regel" markiert einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung des Verhaltens auf dem Spielfeld und der Arbeitsbedingungen der Schiedsrichter. Mit der Umsetzung dieser Regelung zeigt der DFB ein klares Bekenntnis zu Fairness und Respekt im Fußball. Spieler, Trainer und Fans dürfen gespannt sein, wie sich diese Maßnahme auf den Spielbetrieb in den kommenden Monaten auswirken wird.

Udo Penßler-Beyer (Vorsitzender DFB- und NOFV-Schiedsrichterausschuss, Präsident Thüringer Fußball-Verband): „Ich verspreche mir von der Einführung der ‚Kapitänsregel‘ gerade auch im Amateurbereich einen deutlich respektvollen Umgang miteinander. Der Schiedsrichter muss nicht mehr mit mehreren Spielern gleichzeitig unter Bedrängnis kommunizieren und kann seine Botschaft kurz und prägnant an den Kapitän übermitteln. Ein respektvollerer Umgang auf dem Spielfeld sollte sich dann auch positiv auf den Zuschauerbereich auswirken. Die Europameisterschaft hat bewiesen, dass es funktioniert.“

FAQ zur Einführung der „Kapitänsregelung“


Europas Top-Schiedsrichter und Nationalmannschaften haben es bei der EURO 2024 vorgemacht, jetzt erhält die „Kapitänsregelung“ auch Einzug in den deutschen Fußball. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema zusammengefasst.

Was hat es mit der Kapitänsregelung auf sich?
Es handelt sich um eine Anweisung, dass sich nur der Teamkapitän an den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin wenden darf, um eine wichtige Entscheidung erklärt zu bekommen.

Ab wann gilt das?
Mit Beginn der Saison 2024/2025 am 1. Juli 2024, also ab sofort – auch für Freundschaftsspiele. Vor allem in der Anfangsphase ist es zweifellos hilfreich, wenn der Schiedsrichter die Mannschaften im Vorfeld der Partie noch einmal auf die neue Verfahrensweise hinweist.

Wie ist der Ablauf?
Nach einer Entscheidung mit potenziell spielentscheidendem Charakter und möglichem Informationsbedarf zeigt der Schiedsrichter mit waagerecht ausgestrecktem Arm an, dass die Spieler auf einer Mindestdistanz von 4 Metern bleiben sollen. Nur der Teamkapitän darf sich nähern und den Referee ansprechen.

Was passiert, wenn ein Spieler den Abstand nicht einhält?
Verstößt ein Spieler gegen die Weisung des Schiedsrichters, wird er mit der Gelben Karte verwarnt.

Und wenn der Torwart der Kapitän ist?
Dann muss dem Schiedsrichter vor Spielbeginn ein Feldspieler genannt werden, der den Unparteiischen ansprechen kann, falls sich weiter entfernt eine strittige Szene ereignet.

Muss der Schiedsrichter ab sofort mit dem Kapitän diskutieren?
Nein. Die Unparteiischen werden zwar dazu ermutigt, sich offen mit den Kapitänen auszutauschen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen und eine Vertrauensbasis zu den Spielern aufzubauen. Protestieren durch Worte oder Handlungen bleibt gemäß Regel 12 der Fußball-Regeln aber ein verwarnungswürdiges Vergehen, sodass der Schiri nach wie vor die Gelbe Karte zeigen kann, falls der Kapitän sich zu lautstark oder vehement beschwert.

Wer hat über die Einführung entschieden?
Die Entscheidung, die „Kapitänsregelung“ einheitlich im gesamten deutschen Spielbetrieb zu übernehmen, trafen die DFB Schiri GmbH, der DFB e. V. und die DFL in Gesprächen gemeinsam und einmütig. Die Regelung gilt entsprechend sowohl in den drei Profiligen der Männer als auch in den Frauen-Bundesligen, sämtlichen Amateurspielklassen, allen Pokalwettbewerben und dem Jugendbereich.

Welche Ziele werden durch die Regelung verfolgt?
Durch die neue Regelung soll eine zielgerichtete Information an die Mannschaft durch schnelle und direkte Kommunikation ermöglicht werden – dank klarer Strukturen und Verhaltensvorgaben für alle Beteiligten. Mehr Transparenz auf dem Spielfeld erhöht die Akzeptanz der Entscheidung. Dass der Schiri seine Sichtweise nur noch dem Kapitän erklärt und nicht mehr mit allen Spielern diskutiert, verkürzt die Unterbrechungen und steigert die Netto-Spielzeit.

Wie waren die Praxiserfahrungen bei der Premiere während der Europameisterschaft?
Bei der erstmaligen Umsetzung sorgte die Kapitänsregelung für einen respektvolleren Umgang mit den Unparteiischen sowie für ein positives Echo in den Medien und der Öffentlichkeit.

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