Regionalliga Nordost

Aus sechs mach drei

Jonas Nietfeld (Zwickau); (c) worbser

Jetzt wird es ernst: Die Playoff-Spiele um den Aufstieg in die 3. Liga stehen vor der Tür. Nur drei von sechs qualifizierten Teams können am Ende den ersehnten Sprung in die dritthöchste deutsche Spielklasse bejubeln. Wer kann sich in den Hinspielen am Mittwoch (ab 19 Uhr) eine gute Ausgangslage für das jeweilige Rückspiel am Sonntag erarbeiten? Beim Aufeinandertreffen zwischen Nord-Meister VfL Wolfsburg U 23 und Bayern-Titelträger SSV Jahn Regensburg kommt es zum Duell zweier prominenter Trainer. West-Meister Sportfreunde Lotte bekommt es mit Südwest-Primus und Ex-Bundesligist SV Waldhof Mannheim zu tun, Südwest-Vizemeister SV 07 Elversberg trifft auf Nordost-Meister FSV Zwickau. FUSSBALL.DE liefert den umfassenden Blick auf die Playoff-Hinspiele.

Ismael gegen Herrlich: Wer behält die Oberhand?

Wenn sich am Mittwoch (ab 19 Uhr) die U 23 des VfL Wolfsburg und der SSV Jahn Regensburg im Playoff-Hinspiel gegenüberstehen, ist es auch das Duell zwischen VfL-Trainer und Ex-Bundesligaprofi Valerien Ismael sowie Jahn-Trainer Heiko Herrlich, der zu seiner aktiven Zeit unter anderem für Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach gespielt hatte und fünfmal für die deutsche A-Nationalmannschaft am Ball war.

Sowohl Ismael als auch Herrlich blicken auf eine erfolgreiche Profikarriere zurück. Während der frühere Torjäger Heiko Herrlich, der in der Saison 1994/1995 im Gladbacher Trikot mit 20 Treffern Bundesliga-Torschützenkönig wurde, im gleichen Jahr den DFB-Pokalsieg holte sowie mit dem BVB zweimal die Deutsche Meisterschaft (1996 und 2002) und einmal den Gewinn der Champions League (1997) feierte, holte der ehemalige Verteidiger Ismael 2004 (mit Werder Bremen) und 2006 (mit Bayern München) gleich zweimal das Double.

Die Mannschaft von VfL-Trainer Ismael befindet sich seit mehreren Monaten in Bestform. Seit elf Partien haben die „Wölfe“ keinen einzigen Punkt abgegeben, fingen dank eines fulminanten Endspurts den hartnäckigsten Konkurrenten VfB Oldenburg noch ab. Die letzte Niederlage gab es am 20. Februar bei Eintracht Braunschweig II (0:1). Gegen Regensburg setzt der VfL auch auf Top-Torjäger Dino Medjedovic, der sich mit 23 Saisontreffern gemeinsam mit Kwsi Okyere Wriedt vom Lüneburger SK die Torjägerkrone im Norden sicherte. Im Gegensatz zum letzten Ligaspiel gegen den ETSV Weiche Flensburg (2:0) kann Wolfsburg wieder auf Defensivspezialist Sebastian Wimmer zurückgreifen, der seine Gelbsperre abgesessen hat.

Während die „Wölfe“ eine gelungene Generalprobe feierten, musste Gegner Regensburg zum Saisonabschluss eine Niederlage hinnehmen. Gegen den drittplatzierten 1. FC Nürnberg II gab es ein 0:1. „Klar ist es enttäuschend, wenn man nicht gewinnt. Aber wir können es verschmerzen. Wir hatten die Gelegenheit, einige Spieler zu schonen“, erklärte SSV-Trainer Herrlich nach der Partie. Unter anderem erhielten Kapitän Markus Palionis und Torschützenkönig Markus Ziereis (19 Treffer) eine Pause.

Für Wolfsburg ist es bereits die zweite Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 3. Liga. In der Saison 2013/2014 wurde der VfL ebenfalls Meister, scheiterte in den Playoffs aber am jetzigen Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach (0:0/0:1). Kurios: Auch damals stand Ismael an der Seitenlinie der Wolfsburger. Danach trennten sich - zumindest vorerst - die Wege des VfL und Ismael, der als Trainer beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg anheuerte. Ex-Nationalspieler Thomas Brdaric (jetzt TSV Steinbach/Regionalliga Südwest) folgte auf Ismael, musste nach der Vizemeisterschaft in der Spielzeit 2014/2015 (hinter dem SV Werder Bremen) aber wieder gehen. Erneut verpflichtete Wolfsburg Valerien Ismael, dessen Engagement beim 1. FCN im November 2014 nach rund vier Monaten bereits beendet war.

Während die Wolfsburger noch nie in der eingleisigen 3. Liga dabei waren, peilt Regensburg den direkten Wiederaufstieg an. In der Saison 2014/2015 war der SSV Jahn als Tabellenschlusslicht in die Regionalliga Bayern abgestiegen. Die Entscheidung im Duell mit den „Wölfen“ fällt am Sonntag (ab 13.30 Uhr, live im BR Fernsehen) in Regensburg.

Waldhof Mannheim ohne Balitsch in Lotte

Genau wie Wolfsburg will auch West-Meister Sportfreunde Lotte beim zweiten Versuch über die Playoffs den Sprung in die 3. Liga schaffen. Am Mittwoch (ab 19 Uhr, Livestream auf wdr.de und swr.de) haben die Tecklenburger im Duell mit dem Ex-Bundesligisten und Südwest-Titelträger SV Waldhof Mannheim zunächst Heimrecht. Am Sonntag (ab 15.05 Uhr, live im WDR und SWR) geht es dann nach Mannheim.

Die erste Playoff-Teilnahme der Sportfreunde liegt drei Jahre zurück. Damals scheiterte Lotte denkbar knapp an RB Leipzig (0:2/2:2 n.V.), hätte den Vormarsch des künftigen Bundesligisten fast gestoppt. Der frühere Junioren-Nationalspieler und aktuelle Sportfreunde-Kapitän Gerrit Nauber, der seit 2012 für Lotte am Ball ist und gegen RB bereits über die komplette Distanz am Ball war, erinnert sich im FUSSBALL.DE-Interview an die Duelle: „Vor allem das Rückspiel war ungemein intensiv. Nach dem verdienten 0:2 im Hinspiel haben wir RB brutal unter Druck gesetzt und sind angerannt, bis die Beine nicht mehr konnten. Mit dem 2:0 in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit konnten wir uns dafür auch belohnen. Als wir in der Verlängerung dann das 1:2 hinnehmen mussten, war das Spiel leider gelaufen. Extrem bitter war es vor allem, weil wir mit 86 Punkten Meister wurden und trotzdem nicht den Sprung in die 3. Liga geschafft haben“, so Nauber. Diesmal setzten sich die Sportfreunde mit 83 Zählern und 15 Punkten Vorsprung vor Verfolger und Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach U 23 erneut souverän in der West-Staffel durch.

Vor dem Hinspiel bangen die von Ismail Atalan trainierten Sportfreunde um ein angeschlagenes Quartett. Nach dem jüngsten 1:0-Heimerfolg gegen Ex-Bundesligist Alemannia Aachen am letzten Spieltag waren gleich vier Leistungsträger angeschlagen. Ob Torjäger Kevin Freiberger (Oberschenkelzerrung), Sturmpartner Bernd Rosinger (Leistenprobleme), Offensivspieler Nico Granatowski (Zerrung) und Innenverteidiger Matthias Rahn (Knöchelbeschwerden) zum Einsatz kommen können, entscheidet sich kurzfristig.

Der SV Waldhof Mannheim will nach 2003 (damals 2. Bundesliga) endlich wieder zurück in den Profifußball. Trotz des durchwachsenen Endspurts (nur zwei Siege aus den vergangenen sechs Ligaspielen) sicherte sich das Team von SVW-Trainer und Fußball-Lehrer Kenan Kocak mit einem 5:0 gegen Schlusslicht SV Saar Saarbrücken am letzten Spieltag den Meistertitel. Die Mannheimer profitierten dabei von der gleichzeitigen Auswärtsniederlage der SV 07 Elversberg bei der U 23 der TSG 1899 Hoffenheim (1:2).

Nach dem Kantersieg gegen Saarbrücken war SVW-Routinier und Ex-Bundesligaprofi Michael Fink positiv gestimmt: „Wir haben uns sehr viel Selbstvertrauen geholt“, so der 34-jährige Innenverteidiger, der früher bei Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach und dem frisch gebackenen türkischen Meister Besiktas Istanbul gespielt hatte und seit Saisonbeginn als spielender Co-Trainer für den Traditionsverein aus Mannheim am Ball ist.

In den Playoffs gegen Lotte muss SVW-Trainer Kocak auf mehrere Stammkräfte verzichten. Torwart Markus Scholz (Außenmeniskuseinriss), Abwehrspieler Alban Sabah (Muskelfaserriss) und Offensivspieler Daniel Di Gregorio (Kreuzbandriss) fallen aus. Auch Kapitän und Ex-Nationalspieler Hanno Balitsch (Platzwunde) kann in Lotte nicht spielen.

„Meine Jungs werden das Beste aus ihrer Außenseiterrolle machen“, sagt Kenan Kocak: „Unser Spiel war während der gesamten Saison von Mut, Leidenschaft und einer klaren Spielphilosophie geprägt. So wollen wir auch in Lotte auftreten und alles in die Waagschale werfen, was wir anzubieten haben“, so der 35-Jährige. „Gemeinsam können wir ein Ergebnis erzielen, das uns für das Rückspiel noch alle Chancen offen lässt.“

Elversberg gegen Zwickau: Zwei Torjäger in Top-Form

Vor dem Hinspiel zwischen Südwest-Vizemeister SV 07 Elversberg und Nordost-Meister FSV Zwickau am heutigen Mittwoch (ab 19 Uhr, Livestream auf mdr.de und sr.de) befinden sich zwei Torjäger in Top-Form. Bei Elversberg zeigt Südwest-Torschützenkönig Mijo Tunjic (21 Saisontore) seit Wochen hervorragende Leistungen. Der 28-jährige gebürtige Niederländer markierte in den zurückliegenden sieben Spielen sieben Treffer.

Beim Playoff-Gegner FSV Zwickau war zuletzt vor allem Angreifer Jonas Nietfeld (Foto) der Garant dafür, dass sich die Westsachsen im Herzschlagfinale um die Meisterschaft gegen den Konkurrenten Berliner AK durchsetzten. Nur wegen der besseren Tordifferenz (+47) rangierte der FSV am Ende vor den Hauptstädtern (+46). Der 22-jährige Nietfeld, der vor seinem Wechsel nach Zwickau im Juli 2015 für die U 23 des FC Schalke 04 am Ball war, markierte in den abschließenden vier Saisonspielen vier Treffer, glänzte auch beim entscheidenden 2:0 beim FC Schönberg 95 als Doppeltorschütze.

Dass die Mannschaft von Elversbergs Trainer und Ex-Profi Michael Wiesinger im Südwesten am Ende „nur“ Vizemeister wurde, lag an der 1:2-Auswärtsniederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim am letzten Spieltag. Trotz Führung (Tunjic traf) war die SVE der besten Rückrundenmannschaft (41 von 51 möglichen Zählern) unterlegen und musste Waldhof Mannheim noch vorbeiziehen lassen.

Kurios: Auch Michael Wiesinger, der während seiner aktiven Zeit zweimal Deutscher Meister (2000 und 2001) sowie DFB-Pokalsieger (2000) und Champions League-Gewinner (2001) mit dem FC Bayern München wurde, war genau wie Wolfsburgs Trainer Valerien Ismael vor seinem Engagement in Elversberg als Cheftrainer für den 1. FC Nürnberg tätig. Von Dezember 2012 bis Oktober 2013 hatte der heute 43-jährige Fußball-Lehrer aus Burghausen den FCN in der Bundesliga trainiert.

Wie man aus den Playoff-Spielen als Sieger hervorgeht, wissen die Elversberger. In der Saison 2012/2013 mussten die Schwarz-Weißen in der Aufstiegsrunde gegen den damaligen Bayern-Meister TSV 1860 München II antreten. Damals setzten sich die Saarländer durch (3:2 und 1:1), stiegen allerdings in der darauffolgenden Spielzeit direkt wieder in die Regionalliga Südwest ab. Während es dort in der Saison 2014/2015 nur zum dritten Platz reichte, hat die SVE jetzt die Möglichkeit, in die 3. Liga zurückzukehren. Wieder zurückgreifen kann Wiesinger auf den zuletzt gelbgesperrten Jan Washausen. Markus Obernosterer und Leandro Grech wurden in Hoffenheim geschont, könnten gegen Zwickau wieder von Beginn an spielen.

Die Gäste aus Zwickau, die in der Liga seit sieben Spieltagen nicht mehr verloren hatten (sechs Siege, ein Remis) können mit Ausnahme der Langzeitverletzten Patrick Wolf (Kreuzbandanriss), Aykut Öztürk und Kevin Bönisch (beide Kreuzbandriss) personell aus dem Vollen schöpfen. „Alle Spieler sind heiß“, betont FSV-Trainer Torsten Ziegner gegenüber FUSSBALL.DE. Den Gegner aus Elversberg schätzt Ziegner stark ein. „Alle Mannschaften, die sich für die Playoffs qualifiziert haben, besitzen genug Qualität, um sich durchzusetzen und den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen“, erklärt der 38-jährige A-Lizenz-Inhaber. In Elversberg will sich der FSV eine möglichst gute Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeiten, das am Sonntag (ab 15.05 Uhr, live im MDR und SR) aus Sicherheitsgründen im Vogtlandstadion von Plauen über die Bühne geht. mspw / Foto: worbser

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